Willkommen zurück, Ihr Fetischisten! Es gibt neues aus der Lederszene. Paddy von Neunzehn72, bekennender Lederfetischist wie ich, schrieb kürzlich mal wieder zu der nach wie vor unbeantworteten Frage der ultimativen Fototasche und stellte dabei neben der Dothebag Mono 12, den Compagnon Messenger auch die Holdfast Roamographer vor. Zugegeben: Diese Tasche hatte mich mächtig angefixt, als ich mal bei Paddy im Studio war. Bisher war ich mit der Compagnon unterwegs, die mir auch gute Dienste leistet und der ich auch schon einmal Blogpost gewidmet hatte. Leider ist sie irgendwie nicht geeeignet, 2 Kameras mit Linsen aufzunehmen, bzw. dann so voll, dass man die Kameras nicht ungehindert entnehmen kann. Es war immer ein ziemliches Gewürge und irgendwie unbefriedigend, so schön die Taschen auch sind.
Und dann sah ich da bei Paddy diese Roamographer-Doktortasche. Seine diversen Leicas verloren sich zwischen den opulenten roten Polstern, wie in einem überdiemensionierten Puff, schönes Leder umgab alles und Platz war ohne Ende. Doch die Preise für die Holdfast-Sachen sind schon ambitioniert und ich habe das eiserne Gesetz, dass Taschen nicht teurer sein dürfen, als ein Objektiv. Ich schaute mich also nach Alternativen um. Die Form einer alten Arzttasche fand ich schon sehr stylisch und sie hat den Vorteil, dass man einfach sehr gut von oben an alles rankommt. Dafür ist sie relativ sperrig, ausladend und einfach aufgrund der Größe auch nicht wirklich leicht. Egal.
In der Kalahari Kaama L-35 wurde ich dann fündig. Mit rd. 250,- € deutlich günstiger als die Holdfast, ist sie riesengroß, vernünftig verarbeitet (soweit ich das bis heute beurteilen kann), allerdings eben schwer (3.500g) und breit. Nichts für U-Bahn oder den Weihnachtsmarkt. Aber dafür hätte ich ja die Compagnon…
Mit einem Innenmaß von 43x28cm und einer Höhe von 24cm ist sie groß genug für alles Mögliche. Bei mir sind das 2 Fuji X-T2 mit angesetzen 16mm 1.4 und 56mm 1.2, eine X100T, sowie ein Mitakon 35 0.95 und das 23mm 2.0 sowie das 35mm 2.0 von Fuji. Dazu noch ein Nissin i60, ein paar Akkus und Kleinkram. Das Schöne ist: auch ein Pulli, eine Wasserflasche oder anderes passt noch gut rein. Für mich wichtig ist, dass ich die Linsen angesetzt lassen kann, da ich fast ausschließlich mit dieser Kombi fotografiere und dass ich die Tasche offen stehen lassen kann. Der Deckel steht offen und rastet ein, so dass ich “aus der Tasche” arbeiten kann und schnell an Dinge herankomme oder sie reinwerfen kann.
Das Innenpolster ist nicht ganz so schön, etwas glatt und mit dem kalahari-Logo allover bedruckt, aber es erfüllt seinen Zweck und inzwischen habe ich auch eine für mich sinnvolle Aufteilung gefunden. Das Leder ist extrem dick und robust, hat eine schöne Vintage-Anmutung und ist hervorragend verarbeitet und vernäht. Gleiches gilt für Griffe, Schultergurt und Beschläge sowie für den Verschluss. Ein Klick und alles ist zu. Die Karabiner des Schultergurtes können sich lösen, wenn man sie verdreht und dann die Tasche am Gurt hochnimmt, das ist etwas blöd, aber vermeidbar. Unter dem Boden sind 5 dicke Stahlpinökel, auf denen die Tasche ruht, da wird also auch nichts dreckig, wenn sie mal im Nassen steht.
Das komplette Inlay lässt sich rausnehmen, dann hat man einen stylishen Weekender. Was der Tasche fehlt sind irgendwelche separaten Außen- oder Innentaschen, mit der andere Taschen sich ja gerne schmücken. Ich habe das durch allerlei Etuis gelöst, in denen ich Speicherkarten oder Akkus habe, die dann als Ganzes in der Tasche verschwinden.
Für mich bestätigt die Tasche alles, was es über Taschen zu sagen gibt:
- Man kann nie genug davon haben
- Die perfekte Tasche gibt es nicht
- Taschen sind entweder zu klein oder zu groß
- Ledertaschen sind durch nichts zu ersetzen
Seit ich durch meinen Umstieg zu Fuji aus der Liga der Boliden-Poser abgestiegen bin und auch nicht mehr das längste Rohr auf der Hochzeit habe, muss ich auf anderen Wegen um Alleinstellung und Anerkennung kämpfen. Die Kalahari ist ein guter Einstieg: Sie fällt auf und erregt Bewunderung oder interessiertes Nachfragen. Ich erlaube mir nun den Luxus, die Compagnon mit meinen Blitzen zu bestücken und erst abends zur Party aus dem Auto zu holen. Ja, ja, dekadent ist das schon, ich weiß…
Also: Wer sich etwas außergewöhnliches gönnen möchte, aber keine 700,- € für die Holdfast ausgeben mag, hat in der Kalahari eine gute und verhältnismäßig preiswerte Alternative, der man ihren deutlich geringeren Preis nicht ansieht. Und nein, ich bekomme nix von Kalahari für diese Zeilen und habe meine Tasche auch selber bezahlt.
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